Neuer Cochrane Review: Psychologische Interventionen zur Förderung der Resilienz von Fachkräften im Gesundheitswesen
Die Arbeit von medizinischen Fachkräften (z.B. Krankenschwestern, Ärzten, Psychologen, Sozialarbeitern) kann sehr belastend sein. Sie tragen oft viel Verantwortung und müssen unter Druck arbeiten. Dies kann sich nachteilig auf ihre körperliche und psychische Gesundheit auswirken. Maßnahmen, die sie vor den Folgen solcher Belastungen schützen sollen, werden als Belastbarkeits- oder Resilienz-Interventionen bezeichnet. Frühere systematische Reviews deuten darauf hin, dass Resilienz-Interventionen den Arbeitnehmern bei der Stressbewältigung helfen und sie vor nachteiligen Folgen für ihre physische und psychische Gesundheit schützen können.
Die Autoren des neuen Cochrane-Review fragten sich: "Können psychologische Interventionen zur Förderung der Resilienz die psychische Gesundheit und andere Faktoren, die mit der Resilienz von Gesundheitsfachkräften zusammenhängen, verbessern? Diese Frage ist momentan besonders relevant, da das Gesundheitspersonal aufgrund von COVID-19 unter großem Druck steht.
Die Autoren durchsuchten die wissenschaftliche Literatur bis Juni 2019. Sie fanden 44 Studien, in denen eine Reihe von Resilienz-Interventionen untersucht wurden. 39 Studien schlossen nur Angehörige medizinischer Berufe ein (6892 Teilnehmer). Vier Studien schlossen Angehörige medizinischer Berufe und Beschäftigte außerhalb des Gesundheitswesens ein (1000 Teilnehmer). Die verbleibende Studie untersuchte 82 freiwillige Notfallhelfer.
19 Studien verglichen eine kombinierte Resilienz-Intervention (z. B. ein Achtsamkeitstraining und eine kognitiv-verhaltenstherapeutische Therapie) mit unspezifischen Vergleichsgruppe (z.B. einer Wartelistenkontrolle). Die meisten Interventionen wurden persönlich, in Gruppen durchgeführt, und das mit einer hohen Intensität von mehr als 12 Stunden oder Sitzungen insgesamt.
Die Review-Autoren fanden Evidenz von sehr niedriger Vertrauenswürdigkeit, dass ein Resilienztraining tatsächlich die Resilienz von medizinischem Fachpersonal verbessern und die Symptome von Depression und Stress unmittelbar nach Beendigung der Behandlung verringern kann. Resilienz-Interventionen scheinen aber weder Angstsymptome zu verringern noch das Wohlbefinden von Gesundheitsfachberuflern zu verbessern. Nur sehr wenige Studien berichteten über die längerfristigen Auswirkungen von Resilienz-Interventionen. Nur drei Studien untersuchten mögliche unerwünschte Ereignisse, konnten aber keine feststellen.
In den Studien wurde eine Vielzahl unterschiedlicher Endpunkt-Maße und Interventionen verwendet, so dass es für die Cochrane-Autoren schwierig war, allgemeine Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen zu ziehen. Auch ist mehr Forschung erforderlich, da es nur wenige Studien gab, auf die die Autoren sich stützen konnten. Gekoppelt mit der niedrigen Vertrauenswürdigkeit der Evidenz bedeutet das, dass sich die Autoren derzeit nicht sicher sein können, ob Resilienz-Interventionen die Widerstandsfähigkeit von Gesundheitsfachkräften beeinflussen.
In einer geplanten Aktualisierung des Reviews werden die Autoren die Studienlage bis Juni 2020 in den Review einbeziehen.