Das prämenstruelle (dysphorische) Syndrom (PMS) beinhaltet schwere Symptome. Eine Behandlung mit selektiven Serotonin‐Wiederaufnahmehemmern (SSRIs) lindert wahrscheinlich die Beschwerden. Doch die SSRIs haben häufig Nebenwirkungen.
Das prämenstruelle Syndrom (PMS) beschreibt eine Kombination von körperlichen, psychischen und sozialen Symptomen, die bei Frauen* wiederholt vor der Menstruation auftreten. Betroffene berichten unter anderem über Spannungsgefühle in den Brüsten und im Unterleib, Gelenkschmerzen, Schlaf- oder Verdauungsprobleme, Erschöpfung, Konzentrationsstörungen und Stimmungsschwankungen. Diese Symptome führen zu im Alltag spürbaren Belastungen und treten bei etwa 20 bis 40 Prozent aller Frauen* auf. Im ICD-11 wird zudem die Prämenstruelle Dysphorische Störung (PMDS) als eigenständige Diagnose aufgeführt. Sie wird diagnostiziert, wenn besonders starke und beeinträchtigende Symptome vorliegen, wobei der Schwerpunkt auf psychischen Beschwerden wie depressiven Verstimmungen oder Ängsten liegt.
Für eine ärztliche Diagnose müssen die Symptome von PMS und PMDS in der Mehrzahl der Menstruationszyklen auftreten. Sie beginnen in der Lutealphase (d. h. in den letzten zwei Wochen vor der Menstruation), verschwinden mit Einsetzen der Menstruation und treten frühestens mit der Ovualtion (dem Eisprung) wieder auf.
Selektive Serotonin Wiederaufnahmehemmer zur Behandlung der PM(D)S Symptome
Selektive Serotonin Wiederaufnahmehemmer (engl. selective serotonin reuptake inhibitors, SSRIs) gehören zu den am häufigsten verschriebenen Antidepressiva. Man geht davon aus, dass sie über eine Blockade bestimmter präsynaptische Rezeptoren, die Konzentration von Serotonin im synaptischen Spalt erhöhen. Dies scheint die Kommunikation der Nervenzellen und so die Stimmung zu verbessern. Ärzt*innen verwenden SSRIs hauptsächlich zur Behandlung von Depressionen und Angststörungen. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass SSRIs auch die Symptome von PMS und PMDS verbessern können.
Der aktuelle Cochrane-Review hat sich nun mit diesem möglichen Effekt befasst und sowohl den Nutzen als auch die Risiken der Einnahme von SSRIs bei PMS und PMDS untersucht. Die Autor*innen suchten nach Studien, die die Einnahme von SSRIs im Vergleich zu Placebo bei Frauen* mit PMS und PMDS betrachteten und schlossen 34 Studien mit 4563 Teilnehmerinnen im Alter von 18 bis 49 Jahren ein. Die Studien wurden überwiegend in westlichen Ländern durchgeführt und zu mindestens 68 Prozent (23 Studien) durch Pharmaunternehmen finanziert.
Der Review kam zu dem Ergebnis, dass SSRIs wahrscheinlich die Symptome von PMS und PMDS insgesamt reduzieren. Sowohl die tägliche Einnahme als auch die Einnahme von SSRIs in der zweiten Zyklushälfte erwiesen sich als wirksam. Die kontinuierliche Einnahme ist wahrscheinlich wirksamer. SSRIs erhöhen wahrscheinlich auch das Risiko für unerwünschte Wirkungen, insbesondere für Übelkeit, Antriebslosigkeit und ein erhöhtes Schlafbedürfnis (moderate Vertrauenswürdigkeit der Evidenz für alle Endpunkte).
Die Ergebnisse der Studien sind durch unzureichende Methoden eingeschränkt. Außerdem besteht aufgrund der Finanzierung durch Pharmaunternehmen die Gefahr, dass die Ergebnisse eher zugunsten des Arzneimittels ausfallen.
Zum Review: Was sind die Vorteile und Risiken der Behandlung von prämenstruellem Syndrom und prämenstrueller dysphorischer Störung mit selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern?
Weitere Reviews zur Behandlung der Symptome von PMS:
Akupunktur und Akupressur bei prämenstruellem Syndrom (PMS)