Blinddarmentzündung: OP oder Antibiotika?

Schemabild der Lage des Blinddarms

Eine akute Entzündung des Blindarms (Appendizitis) ist eine der häufigsten Erkrankungen des Bauchraums. Früher galt eine Operation, in der der entzündete Wurmfortsatz entfernt wird (die sogenannte Appendektomie) als einzige Behandlungsmöglichkeit. Eine Blinddarmentzündung kann aber auch konservativ, also ohne OP, mit Antibiotika behandelt werden. Ein aktueller Cochrane Review vergleicht die Wirksamkeit dieser beiden Ansätze bei unkomplizierter akuter Appendizitis.

Die Analyse zielte darauf ab, die Effekte der Antibiotikabehandlung im Vergleich zur Appendektomie hinsichtlich der Symptomauflösung und der Komplikationen zu bewerten. Frühere Studien deuten darauf hin, dass Antibiotika zu weniger Komplikationen, kürzeren Krankenhausaufenthalten und weniger Krankheitstagen führen könnten. Allerdings besteht bei der Antibiotikabehandlung das Risiko von Rückfällen und der späteren Notwendigkeit einer Operation.

Für die Übersichtsarbeit durchsuchten die Forscher mehrere Datenbanken. Sie schlossen nur randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) ein, in denen hauptsächlich Erwachsene mit unkomplizierter akuter Appendizitis behandelt wurden. Insgesamt beruht der Review auf 13 Studien mit 3358 Teilnehmenden.

Die Analyse folgte der Cochrane-Methodik und verwendete die GRADE-Bewertung zur Beurteilung der Evidenzsicherheit. Primäre Endpunkte waren Mortalität und Behandlungserfolg, während sekundäre Endpunkte die Anzahl der Patient*innen, die eine Appendektomie benötigten, Komplikationen, Schmerz, Krankenhausaufenthaltsdauer und Lebensqualität umfassten.

Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Antibiotikabehandlung möglicherweise mit höheren Raten erfolgloser Behandlungen verbunden ist. Ein Drittel der Betroffenen, die initial mit Antibiotika behandelt wurden, benötigte innerhalb eines Jahres doch noch eine Appendektomie. Allerdings war die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz zu dieser Frage gering. Es gab zudem zu wenige Daten zu schweren Komplikationen und der Dauer des Aufenthalts im Krankenhaus, um hierzu definitive Aussagen treffen zu können. 

Diese neuen Erkenntnisse unterstreichen die Notwendigkeit weiterer Forschung, um die optimale Behandlungsstrategie für Patienten mit unkomplizierter akuter Appendizitis zu bestimmen. Bis dahin sollte die Entscheidung über Antibiotikabehandlung vs. Appendektomie individuell getroffen werden. Dabei sind die Vor- und Nachteile beider Ansätze sorgfältig abzuwägen, insbesondere die möglicherweise recht hohe Rate von Patient*innen mit initial erfolgreicher Antibiotikabehandlung, die innerhalb eines Jahres doch noch operiert werden müssen.


Zum Review Appendektomie versus Antibiotikabehandlung bei akuter Appendizitis