Momentan wird viel über die geplante Legalisierung von Cannabis als Genussmittel diskutiert. Der medizinische Einsatz ist dagegen schon länger erlaubt. Doch was bringt Medizinalcannabis wirklich? Ein aktueller Cochrane Review hat die Evidenz für Cannabis als Mittel gegen Schmerzen bei Krebs unter die Lupe genommen.
Die medizinische Anwendung von Cannabisblüten und -extrakten sowie Rezepturzubereitungen mit Dronabinol (=synthetisches hergestelltes Tetrahydrocannabinol, THC) sind in Deutschland seit Inkrafttreten des Cannabis-Gesetzes im März 2017 erlaubt, wenn Ärzt*innen keine Behandlungsalternative sehen.
Medizinische Effekte werden Cannabis vielfältige nachgesagt. Positive Erfahrungsberichte von Patient*innen, die Cannabis ausprobiert haben, werden häufig von Medien aufgegriffen und verbreitet. Anekdotische Berichte stellen persönliche Erfahrungen einzelner Personen dar, sie sind aber keine gesicherte Evidenz auf Basis wissenschaftlicher Studien. Daher sollten sie mit Vorsicht und nicht als Beweis für die Wirksamkeit von Cannabis betrachtet werden.
Tatsächlich ist die therapeutische Wirksamkeit von pflanzlichem Cannabis und Cannabis-basierten Medikamenten (die beispielsweise pflanzliche Extrakte mit einer standardisierten Menge an THC und Cannabidiol enthalten) für viele Beschwerden und Erkrankungen schlecht belegt.
Ein aktueller Cochrane Review fasst nun alle Studien zu Cannabis gegen starke Schmerzen bei Krebs zusammen. Er findet auf Basis von 14 Studien mit 1823 Teilnehmenden keine Evidenz, dass Cannabis starke Schmerzen bei Krebspatient*innen, die nicht auf Opioide (starke Schmerzmittel wie Morphin) ansprechen, lindert. Die analysierten Studien lassen auch keine Aussage über den Stellenwert Cannabis-basierter Medikamente in der Analgetika‐Stufentherapie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Krebsschmerzen zu.
In sechs Studien wurde ein Mundspray mit Extrakten aus Cannabisblättern und -blüten, standardisiert auf die beiden Cannabinoide Delta-9-THC und Cannabidiol verwendet, in sieben Studien ein synthetisch hergestelltes Cannabinoid, das die Wirkung von THC nachahmt, und in einer Studie Cannabidiol.
Die Vertrauenswürdigkeit der vorliegenden Evidenz ist allerdings niedrig, derzeit laufen noch Studien zu diesem Einsatzgebiet. Angesichts der schlechten Datenlage sind kaum klare Schlussfolgerungen möglich. Zwar kann es sein, dass sich einige Patient*innen aufgrund einer veränderten Wahrnehmung etwas besser fühlen. Man muss aber auch mit unerwünschten Wirkungen beispielsweise auf die Psyche und das Nervensystem rechnen, darunter Schwindel, Benommenheit, Schwäche, Desorientiertheit oder Stimmungsschwankungen.