Die Supplementierung von Vitamin D erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Besteht kein Mangel, ist der Nutzen jedoch für die meisten Erkrankungen unbewiesen. Auch ein neu veröffentlichter Cochrane Review findet keinen Einfluss von Vitamin D auf den Krankheitsverlauf und die Symptome einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD).
Bei der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) ist die Lunge dauerhaft geschädigt und die Atemwege sind verengt. Da Menschen mit COPD häufig einen niedrigen Vitamin-D-Spiegel im Blut haben, führte dies zu der Vermutung, dass eine Vitamin-D-Supplementierung hilfreich sein könnte, um akute Krankheitsschübe zu verhindern und die typischen Symptome wie Atemnot sowie chronischen Husten mit Auswurf zu lindern.
Ein aktueller Cochrane Review wertete nun randomisiert-kontrollierte Studien zu Vitamin D bei COPD aus. Dieser Studientyp stellt sicher, dass die Ergebnisse sehr aussagekräftig sind. Im Gegensatz zu anderen Studientypen können diese Studien nachweisen, ob Vitamin D eine direkte Ursache-Wirkung-Beziehung zur Krankheit hat oder nicht.
Insgesamt wurden zehn Studien mit knapp 1400 COPD-Patient*innen analysiert; fünf davon - mit 980 Teilnehmenden - lieferten Daten zur plötzlichen Verschlechterungen der Krankheit, der sogenannten Exazerbationsrate. An den Studien nahmen überwiegen Betroffene mit leichter bis mittelschwerer COPD teil; ein ausgeprägter Vitamin-D-Mangel lag bei den meisten nicht vor. Die Studiendauer reichte von sechs Wochen bis zu 40 Monaten und untersuchte Vitamin D3 (Cholecalciferol), die gängigste Form von Vitamin D, die über Tabletten verabreicht wird.
Die Gesamtanalyse ergab mit hoher Vertrauenswürdigkeit der Evidenz, dass die Einnahme von Vitamin‐D‐Präparaten im Vergleich zu Placebo (Scheinmedikament) allenfalls wenig oder gar keinen Einfluss auf das Auftreten von Exazerbationen hat. Auch die Lungenfunktion wird durch eine Vitamin‐D‐Supplementierung wahrscheinlich nicht oder nur minimal beeinflusst, wobei ein erhöhtes Risiko für schwerwiegende unerwünschte Wirkungen der Vitamin-D-Gabe ebenfalls unwahrscheinlich ist (moderate Vertrauenswürdigkeit der Evidenz).
Bei COPD-Patient*innen führt die Supplementierung mit Vitamin D also in der Regel zu keiner Verbesserung des Krankheitsverlaufs. Die Cochrane-Autor*innen sehen lediglich bei Betroffenen mit extrem niedrigen oder sehr hohen Vitamin-D-Ausgangswerten weiteren Forschungsbedarf, um noch offene Fragen zum potenziellen Nutzen oder möglichen Schäden zu klären.
Bereits letztes Jahr stellte ein Cochrane Review mit hoher Vertrauenswürdigkeit fest: Eine Vitamin D-Supplementierung hat keinen positiven Einfluss auf eine bestehende Asthmaerkrankung.