Cochrane Reviews adressieren globale Herausforderungen in der Geburtshilfe

Symbolbild Geburt

Die Weltgesundheitsorganisation hat vier Cochrane Reviews im Bereich weltweite Gesundheit und Wohlbefinden von Müttern, Neugeborenen und Kindern gefördert. Forschungsfragen zu diesem Themenkomplex werden von Cochrane im Rahmen der neuen wissenschaftlichen Strategie priorisiert. Die Datenlage zu verzögerter Plazentalösung, zur Vermeidung von Verletzungen des Perineums sowie größerer Blutverluste bei Kaiserschnittgeburten ist aktuell aber überwiegend noch verbesserungsbedürftig.

Trotz erheblicher Fortschritte sterben jährlich immer noch etwa 300.000 Gebärende im Zusammenhang mit Schwangerschaft und Geburt, vor allem in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen.

Vier aktuell veröffentlichte Cochrane Reviews befassen sich mit Themen aus dem Bereich der Geburtshilfe. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Erstellung der systematischen Reviews zu verzögerter Plazentalösung, Techniken zum Schutz des Perineums (Damms) vor Verletzungen und der Vorbeugung schwerer Blutungen bei Kaiserschnittgeburten gefördert, um neue Leitlinien und Handlungsempfehlungen entwickeln zu können.  

Die zusammengefasste Evidenz aus zwei Cochrane Reviews zur Wirkung von Medikamenten, die helfen sollen, die Plazenta nach einer vaginalen Geburt schneller und vollständiger auszustoßen, und zur prophylaktischen Gabe von Antibiotika, wenn zurückgebliebenes Plazentagewebe nach einer vaginalen Geburt von Hand entfernt werden, ist aktuell allerdings noch zu unsicher, um daraus Handlungsempfehlungen abzuleiten.

Ein weiterer Review untersuchte Nutzen und Risiken von verschiedenen Techniken zum Schutz des Dammes (z. B. warme Umschläge, Massage, Vokalisation oder Öle) während der zweiten Phase der Wehen, um Verletzungen des mütterlichen Gewebes bei der Geburt zu vermeiden. Auch hier war die Evidenz überwiegend unsicher. Warme Kompressen auf dem Perineum verringern wahrscheinlich Dammrisse dritten oder vierten Grades (3 Studien mit 1723 Frauen). Eine Kombination aus warmen Kompressen und Massage verringert wahrscheinlich Dammrisse zweiten Grades (eine Studie, 156 Frauen).

Der vierte Review untersuchte den Nutzen von Tranexamsäure zur Vorbeugung größerer Blutverluste nach einer Kaiserschnittgeburt. Der Review identifizierte sechs Studien mit insgesamt 15.981 Frauen. Die Autor*innen fanden, dass die Gabe von Tranexamsäure während eines Kaiserschnitts den visuell geschätzten Blutverlust nicht verringert. Wird der Blutverlust anhand prä- und postoperativer Hämoglobinwerte berechnet, bewirkt Tranexamsäure wahrscheinlich eine geringfügige Verringerung des Blutverlustes. Tranexamsäure hat keinen Einfluss auf die Anzahl der Frauen, die aufgrund schwerer Blutungen einen operativen Eingriff benötigen.

Cochrane Reviews zum Thema Schwangerschaft, Geburt und Wohlbefinden von Kindern sollen in Zukunft vermehrt dazu beitragen, die Gesundheit von Müttern und ihren Babys zu verbessern. 

Zu den laienverständlichen Zusammenfassungen der vier Reviews:

Welchen Nutzen und welche Risiken haben Medikamente, die helfen sollen, die Plazenta nach einer vaginalen Geburt schneller und vollständiger auszustoßen? 

Welchen Nutzen und welche Risiken haben verschiedene Techniken zum Schutz des Damms während der zweiten Phase der Wehen, um Verletzungen des mütterlichen Gewebes bei der Geburt zu vermeiden?

Kann der Einsatz von Antibiotika eine Infektion verhindern, wenn zurückgebliebenes Plazentagewebe nach einer vaginalen Geburt von Hand entfernt wird?

Welchen Nutzen und welche Risiken hat Tranexamsäure zur Vorbeugung starker Blutungen nach Kaiserschnittgeburten?