Der Cochrane Review "Cranberries zur Vorbeugung von Harnwegsinfektionen" wurde aktualisiert. Danach könnten Frauen mit wiederkehrenden Harnwegsinfektionen von Cranberry-Produkten profitieren. Insgesamt sind die Effekte aber nicht durchgehend erkennbar.
Harnwegsinfektionen sind eine verbreitete Erkrankung, die durch Bakterien hervorgerufen wird. Viele Frauen kennen die typischen Beschwerden (häufiges Wasserlassen verbunden mit stechenden Schmerzen oder Brennen), nicht wenige Frauen erkranken wiederholt daran. Männer sind seltener von einer Blasenentzündung betroffen, da bei ihnen die Harnröhre länger ist und Bakterien nicht so leicht in die Blase gelangen können.
Cranberries (dt. Moosbeeren, Kranbeeren) enthalten Proanthocyanidine (PACs), die verhindern sollen, dass Bakterien an den Blasenwänden haften bleiben.
Ob häufig wiederkehrenden Harnwegsinfektionen mit Cranberry-Produkten wie Säften, Tabletten oder Kapseln mit Fruchtpulver vorgebeugt werden kann, ist Frage eines aktualisierten Cochrane Reviews. Die Übersichtsarbeit umfasst insgesamt 50 Studien mit 8857 Teilnehmenden. Für den Hauptvergleich Cranberries versus Placebo bzw. keine vorbeugende Behandlung wurden 45 Studien berücksichtigt; weitere Vergleiche umfassten u.a. Probiotika und Antibiotika.
Die Ergebnisse sprechen dafür, dass Frauen mit wiederkehrenden Harnwegsinfektionen möglicherweise von Cranberry-Produkten profitieren (8 Studien mit 1555 Teilnehmenden). Die metaanalytische Auswertung ergab: Von 1.000 Frauen, die prophylaktisch ein Cranberry-Produkt einnahmen, bekamen im Studienzeitraum 180 (95%-Konfidenzintervall: 134 bis 241) eine Harnwegsinfektion im Vergleich zu 243, die keine Prophylaxe oder ein Placebo einnahmen. Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz hierfür wurde von den Autor*innen als moderat eingestuft, da die Ergebnisse der Studien recht stark voneinander abweichen. Konkret: Die Hälfte der Studien zeigt einen Effekt, die andere Hälfte keinen.
Auch bei Kindern und Menschen, die nach einem Eingriff wie einer Strahlentherapie der Blase besonders anfällig für Harnwegsinfekte sind, wirken Cranberry-Produkte möglicherweise vorbeugend (moderate bzw. geringe Vertrauenswürdigkeit der Evidenz).
Kein positiver Effekt auf die Zahl der Harnwegsinfektionen wurde festgestellt bei betagten Menschen in Pflegeeinrichtungen, bei Erwachsenen mit neuromuskulärer Blasenentleerungsstörung sowie bei schwangeren Frauen.
Da in den Studien unterschiedliche Cranberry-Produkte untersucht wurden, ist derzeit unklar, welche Dosis von PACs für eine Wirksamkeit notwendig ist.
Dass Cranberries pauschal zur Vorbeugung von Harnwegsinfekten geeignet sind, kann daher aus dem Review nicht gefolgert werden. Zudem ist es kein gutes Zeichen, dass die Autor*innen sechs Studien fanden, die schon länger registriert sind, ohne Ergebnisse zu veröffentlichen. Dies kann ein Hinweis auf Publication Bias sein, dass also Studien, die keinen Unterschied zwischen Cranberries und Plazebo gezeigt haben, nicht veröffentlicht wurden.