Viele Raucher hoffen, durch den Umstieg auf nikotinhaltige E-Zigaretten von ihrem ungesunden Laster loszukommen. Die aktualisierte Fassung eines Cochrane Reviews liefert nun auf Basis von 17 zusätzlichen Studien Evidenz von hoher Vertrauenswürdigkeit, dass die Rauchentwöhnung mit Hilfe von E-Zigaretten tatsächlich besser funktioniert als mit anderen Nikotinersatzprodukten.
Der heute veröffentlichte Cochrane Review belegt mit Evidenz von hoher Vertrauenswürdigkeit, dass die Wahrscheinlichkeit, mindestens sechs Monate lang nicht zu rauchen, deutlich höher ist, wenn man nikotinhaltige E-Zigaretten anstatt herkömmlicher Nikotinersatztherapien wie Pflaster und Kaugummis zur Unterstützung nutzt. Er gibt auch Hinweise darauf, dass nikotinhaltige E-Zigaretten dabei effektiver sind als nikotinfreie E-Zigaretten oder eine Rauchentwöhnung ohne nikotinhaltige Hilfsmittel. Allerdings liegen für diese Vergleiche weniger Daten vor, weshalb die Autor*innen die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz nur als moderat einschätzen. Die aktualisierte Cochrane-Analyse umfasst 78 Studien mit über 22 000 Teilnehmenden. Das sind 17 Studien mehr als bei der letzten Aktualisierung im Jahr 2021, deren Ergebnisse in eine ähnliche Richtung deuteten, aber noch als weniger zuverlässig gewertet worden waren.
Koautorin Nicola Lindson von der Universität Oxford und Managing Editor der Cochrane Tobacco Addiction Group kommentiert: „E-Zigaretten verbrennen keinen Tabak und setzen ihre Nutzer nicht der gleichen komplexen Mischung von Schadstoffen aus, die bei Menschen, die herkömmliche Zigaretten rauchen, Krankheiten verursachen. E-Zigaretten sind nicht risikofrei und sollten nicht von Menschen benutzt werden, die nicht rauchen. Nach derzeitigem Erkenntnisstand bergen nikotinhaltige E-Zigaretten nur einen Bruchteil des Risikos des Rauchens. Aufgrund des Mangels an Daten über mögliche schädliche Wirkungen bei Langzeitgebrauch von nikotinhaltigen elektronischen Zigaretten, d. h. über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren, bleiben jedoch Fragen zu den langfristigen Auswirkungen offen.“
E-Zigaretten erhitzen Flüssigkeiten mit Nikotin und Aromastoffen, so dass die Benutzer Nikotin „dampfen“, anstatt zu rauchen. Den Daten aus dem Review zufolge schaffen es mit einer Nikotinersatztherapie ungefähr sechs von 100 Personen, mit dem Rauchen aufzuhören. Diese Zahl lag mit nikotinhaltigen elektronischen Zigaretten bei 9 bis 14 erfolgreichen Ex-Rauchern, also zwischen drei und acht Personen von 100 zusätzlich. Allerdings wurden die Teilnehmenden nur über sechs bis zwölf Monate nachverfolgt, so dass die Rückfallquote über längere Zeit unklar bleibt.
Hintergrund: Rauchen ist ein bedeutendes globales Gesundheitsproblem. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) konsumierten im Jahr 2020 22,3 % der Weltbevölkerung Tabak, obwohl bis zur Hälfte der Raucher langfristig daran stirbt. Wer mit dem Rauchen aufhört, verringert das Risiko von Lungenkrebs, Herzinfarkt und vielen anderen Krankheiten (siehe unsere News hierzu). Obwohl die meisten Raucher*innen aufhören wollen, fällt es vielen schwer, dies dauerhaft zu tun. Nikotinpflaster und Nikotinkaugummis sind sichere, wirksame und etablierte Methoden, um den Menschen beim Aufhören zu helfen. E-Zigaretten sind erst seit ca. 10 Jahren auf dem Markt, ihr möglicher Beitrag zur Tabakentwöhnung wird intensiv diskutiert. Der aktuelle Cochrane Review leistet hierzu einen wichtigen Beitrag.
Zum Review Elektronische Zigaretten zur Rauchentwöhnung