Das war der Global Evidence Summit 2024

Unter dem Motto „Using evidence. Improving lives“ fand der zweite Global Evidence Summit 2024 in Prag statt

Ungefähr zweitausend Teilnehmende, vier intensive Tage im September in Prag. Cochrane Deutschland und das Freiburger Institut für Evidenz in der Medizin (IfEM), der akademischen Kooperationspartner von Cochrane Deutschland, waren mit sieben Personen vertreten. Marwin Weber vom IfEM gewinnt den Thomas C. Chalmers Preis für das beste Poster.

Vom 10. bis 13. September 2024 fand der zweite Global Evidence Summit statt, den die vier Organisationen Cochrane Collaboration, Campbell Collaboration, Joanna Briggs Institute (JBI) und Guidelines International Network (GIN) zusammen ausrichteten. Unter dem Motto „Using evidence. Improving lives“, kamen circa 1900 Forscherinnen und Forscher aus 154 Ländern zusammen, um in hunderten von Vorträgen, Workshops und Meetings die Gegenwart und Zukunft der evidenzbasierten Gesundheitsversorgung zu diskutieren.

Das Experiment eines großen „Evidenz-Kongresses“ wurde erstmals im September 2017 in Kapstadt  (Südafrika) durchgeführt. Es stellte sich als Erfolg heraus und viele Teilnehmende fuhren inspiriert und mit dem Vorsatz nach Hause, in vier Jahren wieder an diesem besonderen Summit teilzunehmen. Aufgrund der Corona-Pandemie dauerte es allerdings sieben Jahre bis dieser Vorsatz in die Tat umgesetzt werden konnte. Nun hieß es aber endlich „Welcome to Prague“.

Das breite Themenspektrum reichte von den Sustainable Development Goals (SDGs) der Weltgemeinschaft über die Fortschritte und Probleme der aktuellen Forschungspraxis, die Bedeutung interdisziplinärer Zusammenarbeit, die Kunst der Evidenzaufbereitung für Leitlinienerstellende, aber auch für die breite Öffentlichkeit, die aktive Förderung der Wissenschaftskommunikation und die Implementierung von Evidenz sowie die Herausforderung, globale Evidenz lokal wirksam umzusetzen. Vertreter*innen des Globalen Südens waren stark einbezogen und mehrere Keynote-Redner*innen machten deutlich, dass die anhaltende Ungleichheit beim Zugang zu Bildungs- und Gesundheitsressourcen das Erreichen der SDGs verlangsamt.

Cochrane Deutschland und das Freiburger Institut für Evidenz in der Medizin (IfEM), der akademischen Kooperationspartner von Cochrane Deutschland, waren mit sieben Personen vertreten. Annika Ziegler und Marwin Weber fragten in ihrem Workshop, wie Forschungsfragen für Evidenzsynthesen priorisiert werden sollten (Prioritization of research questions for evidence syntheses—a hands-on exercise and reflection following a systematic approach). Marwin Weber gewann mit seinem Poster über das Problem der Nichtveröffentlichung von Konferenz-Abstracts (Non-dissemination in qualitative health research – a retrospective cohort study of conference abstracts) den Thomas C. Chalmers Preis für das beste Poster. Waldemar Siemens machte in seinem Poster auf die Bedeutung des Prädiktionsintervalls aufmerksam (Assessing heterogeneity in meta-analysis: what Q, I², Tau², and prediction intervals do and do not tell us) und hielt einen Vortrag zu Kriterien, die bei der Einschätzung helfen, ob Leitlinienempfehlungen aktualisiert werden müssen (Development and translation into English of criteria for the prospective assessment of the need for updating guideline recommendations: AGIL-criteria). 

Neben all dem fachlichen Input bleibt Prag vor allem als Symbol für die globale Verbundenheit und das gemeinsame Bestreben, evidenzbasierte Medizin in der Praxis umzusetzen, im Gedächtnis. Die Cochrane Community freut sich aber schon auf das nächste Cochrane Colloquium, das 2026 im ostindischen Bhubaneswar stattfinden wird. 
 

Unsere Leute in Prag (von links nach rechts): Marwin Weber, Annika Ziegler, Cochrane Deutschland Direktor Jörg Meerpohl, Claudia Breuer, Franziska Halter, Waldemar Siemens. Nicht im Bild: Erik von Elm.​​​​