Eltern stärken für das Stillen! – eine Übersicht von Cochrane Ressourcen

Für eine bessere Gesundheit von Mutter und Kind

Die Weltstillwoche findet wie jedes Jahr in der ersten Augustwoche statt (01. – 07.08.2019). In vielen Ländern wird zudem der ganze August als Weltstillmonat erklärt. Es handelt sich weltweit um die größte konzertierte Kampagne stillfördernder Organisationen, Verbände und Netzwerke. Ziel der Kampagne ist es, das Stillen als natürlichste und beste Ernährungsform für Säuglinge in den Mittelpunkt zu rücken. Cochrane Evidenz zum Thema Stillen trägt zu diesem Ziel bei.

„ELTERN STÄRKEN FÜR DAS STILLEN"! lautet das diesjährige Motto der Weltstillwoche – einer Initiative der WABA (World Alliance for Breastfeeding Action), WHO (World Health Organization), und UNICEF (United Nations International Children’s Emergency Fund). Natürlich gibt es andere Nahrungs-Alternativen für Säuglinge, denn nicht immer ist das Stillen möglich. Doch Muttermilch ist und bleibt die beste und zugleich günstigste Wahl.

Die Nationale Stillkommission am Bundesinstitut für Risikobewertung in Deutschland hat Muttermilch als „die beste Nahrung für nahezu alle Säuglinge“ erklärt. Zudem stellt sie fest, dass „ausschließliches Stillen in den ersten sechs Monaten … für die Mehrzahl der Säuglinge die ausreichende Ernährung“ ist.

Die Europäische Lebensmittelbehörde sowie die WHO empfehlen Müttern das Gleiche. Zudem empfiehlt die WHO, schon innerhalb der ersten Stunde nach der Geburt mit dem Stillen zu beginnen. Auch regt sie an, das Stillen bis zu 24 Monaten nach der Geburt neben der Beikost-Einführung fortzuführen.

Empfehlungen wie diese beruhen meist – und idealerweise immer – auf verlässlichem, wissenschaftlichem Fundament. Dazu gehört auch Cochrane Evidenz.

Infobox: Warum Stillen? 
• Stillen wirkt sich kurzfristig und langfristig positiv auf die Gesundheit von Säuglingen und ihren Müttern aus.
• Kinder, die während der ersten drei bis vier Lebensmonate nicht ausschließlich gestillt werden, sind anfälliger für Entzündungen des Magens, des Darmtraktes, der Atemwege, Lungen und Ohren.
• Kinder, die nicht gestillt werden, sind im späteren Leben eher übergewichtig oder haben Diabetes.
• Mütter, die nicht stillen, sind einem höheren Risiko für Brust- und Eierstockkrebs ausgesetzt.

WHO Leitlinie untermauert von Cochrane Evidenz

Die (2017) Leitlinie zum ‚Stillen‘ der WHO unter dem Titel „Protecting, promoting and supporting breastfeeding in facilities providing maternity and newborn services“ wurde wesentlich von Cochrane Evidenz gestützt. Die Leitlinie beinhaltet evidenzbasierte Empfehlungen zu Schutz, Förderung und Unterstützung des optimalen Stillens in Einrichtungen, in denen Gebärende und Neugeborene versorgt werden. Sie enthält Evidenz aus 16 Cochrane Reviews (7 Reviews der Cochrane Neonatal Group und 9 Reviews der Cochrane Pregnancy and Childbirth Group).

Cochrane Special Collection rund um das Thema Stillen

Zum Thema Stillen und zur Förderung des Stillens hat Cochrane letztes Jahr schon eine Sonderkollektion in der Cochrane Library zusammengestellt, die allen frei zugänglich ist. Sie soll Entscheidungsträgern* im Gesundheitswesen, Pflegefachpersonen sowie Interessengruppen, Frauen und Familien die bestmögliche Evidenz zum Stillen zur Verfügung zu stellen. Die Sonderkollektion führt bis 2017 ausgewählte Cochrane Reviews zu Interventionen, die das Stillen fördern, in Englischer englischer Sprache zusammen.

Stillen auf Cochrane Kompakt

Auch auf Cochrane Kompakt gibt es derzeit 52 laienverständliche Zusammenfassungen zu Cochrane Reviews in deutscher Sprache, die das Thema Stillen aufgreifen oder gar ausschließlich behandeln. Hierunter befinden sich unter anderem folgende Highlights und Ergebnisse in Bezug auf das Stillen:

Chirurgischer Eingriff zur Behandlung eines verkürzten Zungenbändchens (Ankyloglossie) bei jungen Säuglingen
„Beim Säugling mit Ankyloglossie und Stillschwierigkeiten verbessert die chirurgische Durchtrennung des Zungenbändchens das Stillen nicht durchgängig, verbessert wahrscheinlich jedoch die Schmerzen an den Brustwarzen der Mutter.“

Hausbesuche im ersten Zeitabschnitt nach der Geburt eines Säuglings
„Mehr Hausbesuche könnten möglicherweise mehr Mütter ermutigt haben, ihre Säuglinge ausschließlich zu stillen.“

Schulungen und Unterstützung zum Stillen für Frauen mit Mehrlingsschwangerschaften 
„Wir konnten keine Schlussfolgerungen aus der verfügbaren Evidenz aus randomisierten kontrollierten Studien darüber ziehen, ob Schulungen und Unterstützung von Müttern mit Mehrlingen beim Stillen helfen. Keine der Studien wurde geplant, um speziell an Müttern mit Mehrlingen ausgerichtete Unterstützung oder Schulungen anzubieten.“

Unterstützung für stillende Mütter
„Zusätzliche organisierte Unterstützung hilft Müttern, ihre Babys länger zu stillen. Die Stillunterstützung kann hilfreicher sein, wenn sie vorhersehbar ist, einem Plan folgt und Besuche von geschultem Gesundheitspersonal wie Hebammen, Pflegepersonal und Ärzten oder von geschulten Freiwilligen umfasst.“

Vorgeburtliche Schulung zum Stillen zur Steigerung der Stillzeit
„Derzeit gibt es keine gute Evidenz aus randomisierten kontrollierten Studien, die andeutet, dass diese Bemühungen, schwangere Frauen zu unterrichten, in mehr und längerem Stillen resultieren. Frauen, die eine Standard-Betreuung vor der Geburt erhalten, stillen meist in etwa demselben Umfang wie Frauen, die eine zusätzliche Schulung erhalten haben.“

Infobox: Weltstillwoche in Deutschland
Während die Weltstillwoche in 120 Ländern der Welt zur gleichen Zeit stattfindet, findet sie in Deutschland und auch in Österreich zu einem anderen Termin (01.- 07. Oktober 2018), aber unter dem gleichen Motto, statt.
Grund hierfür ist ein „chronologisch-Biologischer“: da eine normale Schwangerschaft ca. 40 Wochen dauert, fällt die Stillwoche immer in die 40. Kalenderwoche.

Weitere Cochrane Ressourcen

Deutsch
Auf Wissen Was Wirkt
Stillen am Arbeitsplatz
Von Kängurus abgeschaut – Hautkontakt für Leichtgewichte

Englisch
Auf Evidently Cochrane
• "Breastfeeding: evidence on effecting support and enablers for mothers and their babies"
• "New Lancet Breastfeeding Series is a call to action"
• "Exclusive breastfeeding or extra food and fluids: evidence and practice"

Text: Andrea Puhl

*Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für beiderlei Geschlecht.