Seit der weitverbreiteten Einführung fluoridhaltiger Zahnpasten scheint sich der Nutzen einer Fluoridierung des Trinkwassers für die Zahngesundheit von Kindern verringert zu haben. Zu diesem Ergebnis kommt ein aktualisierter Cochrane Review.
Fluorid trägt nachweislich zur Vorbeugung von Karies bei und ist heutzutage in vielen Zahnpasten und Mundspülungen enthalten. Es kann auch als Lack oder Gel direkt auf die Zähne aufgetragen werden.
In rund 25 Ländern geben weltweit Wasserversorger Fluorid ins Trinkwasser hinzu. Ziel dieser Versorgung ist, über alle Bevölkerungsgruppen die Zahngesundheit zu verbessern. Zu den Ländern, die diese Praxis anwenden, gehören beispielsweis die USA, Großbritannien und Australien. Allerdings wird diese Maßnahme auch kontrovers diskutiert. In Deutschland wird die Fluoridierung des Trinkwassers abgelehnt, unter anderem wegen des erhöhtes Risikos für eine Zahnfluorose.
Bereits in der vorherigen Version des jetzt aktualisierten Reviews wurde festgestellt, dass bei einem Fluoridgehalt des Wassers von 0,7 mg/l möglicherweise 12 % der Menschen eine deutlich sichtbare Zahnfluorose aufweisen. „Möglicherweise“ deshalb, weil die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz nur niedrig ist. Ob die Zugabe von Fluorid zum Trinkwasser noch andere unerwünschte Wirkungen verursachen könnte, ist unzureichend erforscht.
Ein britisches Cochrane-Team verglich nun Beobachtungsstudien, die vor 1975 durchgeführt wurden, mit aktuelleren (nach 1975 durchgeführt), um den Nutzen einer Fluoridierung des Trinkwassers auf die Zahngesundheit unter den heutigen Gegebenheiten zu untersuchen. Randomisierte Studien gelten zu dieser Forschungsfrage aus logistischen Gründen als nicht durchführbar. In den Studien wurden Kinder in Regionen mit fluoridiertem Trinkwasser mit solchen verglichen, deren Wasserversorgung kein zusätzliches Fluorid enthielt.
In den älteren Studien zeigte sich, dass die Fluoridierung des Trinkwassers Karies bei Kindern sowohl bei den Milchzähnen als auch den bleibenden Zähnen möglicherweise in klinisch relevantem Umfang verringert. Im Gegensatz dazu zeigen zwei Studien mit 2.908 Kindern, die nach 1975 in Großbritannien und in Australien durchgeführt wurden, möglicherweise nur noch einen geringen präventiven Effekt auf Karies bei Kindern. Seitdem hat die breite Verfügbarkeit fluoridhaltiger Zahnpasten zugenommen. Daten für Erwachsene liegen nicht vor.
„Ungleichheiten in der Zahngesundheit zwischen verschiedenen sozialen Gruppen sind ein dringendes Problem im Bereich der öffentlichen Gesundheit, das Maßnahmen erfordert“, sagt Tanya Walsh, Professorin für Gesundheitsforschung an der Universität Manchester und Mitautorin des Cochrane Reviews. „Der Zusatz von Fluorid ins Trinkwasser ist nur eine Option, um die Zahngesundheit der Bevölkerung zu unterstützen, und nicht unbedingt die geeignetste."