Kurzsichtigkeit nimmt bei Kindern und Jugendlichen weltweit zu. Als eine Möglichkeit zur Verhinderung oder Verlangsamung von Kurzsichtigkeit gelten Maßnahmen zur Förderung von mehr Zeit im Freien. Ein aktueller Cochrane Review fasst die Wirksamkeit dieser Interventionen bei Kindern zusammen.
Menschen, die unter Kurzsichtigkeit oder Myopie leiden, sehen auf kurze Distanz scharf, entfernte Objekte jedoch nur verschwommen. Bei ihnen ist die Brechkraft des Auges nicht optimal auf den Abstand zur Netzhaut abgestimmt. Diese Fehlanpassung kann entweder durch einen zu langen Augapfel oder durch eine zu starke Brechkraft von Hornhaut und Linse entstehen.
Kurzsichtigkeit nimmt weltweit und vor allem auch bei Kindern und Jugendlichen zu. Eine mögliche Erklärung für diese Entwicklung liegt in dem zunehmenden Fokus auf nahe Objekte– egal ob auf Smartphones, Bücher oder Zeitungen. Unter anderem aus diesem Grund empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass Kinder mehr Zeit im Freien verbringen sollen. Wie effektiv Interventionen zur Steigerung der Zeit im Freien für Kinder sind, um das Auftreten und Fortschreiten von Kurzsichtigkeit zu verhindern, haben Cochrane Autor*innen nun untersucht.
Die Forschenden durchsuchten mehrere Datenbanken nach randomisierten kontrollierten Studien (RCTs), die Kinder unter 18 Jahren mit oder ohne anfänglicher Kurzsichtigkeit untersuchten. Sie identifizierten fünf Studien mit 10.733 Kindern, die alle in Asien durchgeführt wurden. Vier der Studien untersuchten schulbasierte Interventionen. Diese umfassten regelmäßige Unterrichtsstunden und Pausen im Freien, aber auch limitierte Bildschirmzeit und Anreize nach Draußen zu gehen.
Für die Analyse wurde das Auftreten von Kurzsichtigkeit über die Häufigkeit des Neuauftretens (Inzidenz) definiert. Das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit wurde als Veränderung des Brechungsfehlers (z. B. durch einen zu langen Augapfel) und der Achsenlängen (der Abstand zwischen dem vorderen und hinteren Teil des Auges) festgelegt. Die Kinder wurden über einen Zeitraum von ein bis drei Jahren untersucht.
Der Cochrane Review legt nahe, dass Interventionen, durch die mehr Zeit im Freien verbracht wird, das Auftreten von Kurzsichtigkeit nach 2 oder 3 Jahren wahrscheinlich geringfügig verringert (Vertrauenswürdigkeit nach GRADE: moderat). Es ist jedoch noch unklar, ob solche Interventionen das Fortschreiten einer Kurzsichtigkeit verhindern können.
Gerade wenn es darum geht, das Fortschreiten einer Kurzsichtigkeit zu verlangsamen, besteht demnach noch weiterer Forschungsbedarf. Da die Evidenz bisher ausschließlich auf Studien aus Asien beruht, wäre zudem zu prüfen, ob sich die Ergebnisse auch auf Europa übertragen lassen.