Bei einer Kniespiegelung (Kniearthroskopie) besteht ein geringes Risiko für die Bildung eines Blutgerinnsels. Einem aktuellen Cochrane Review zufolge sind gerinnungshemmende Medikamente nach diesem Eingriff bei gesunden Menschen aber verzichtbar. Dass Blutgerinnungshemmer dieses geringe Risiko noch weiter senken können, ist nicht nachgewiesen.
Eine Kniearthroskopie wird zur Diagnose und Behandlung verschiedener Verletzungen und Beschwerden am Knie eingesetzt. Dabei wird durch einen kleinen Schnitt in die Haut eine Sonde mit einer winzigen Kamera (Arthroskop) in den Kniegelenkspalt eingeführt. In einem zweiten Schnitt kann man dann feine Instrumente wie Scheren oder Fräsen in das Gelenk einführen.
Nach einer Operation werden üblicherweise Medikamente zur Vorbeugung von Blutgerinnseln verabreicht. Wenn sich ein Blutgerinnsel in den tiefen Beinvenen bildet (tiefe Beinvenenthrombose), können Symptome wie Wadenschmerzen oder Schwellungen auftreten. Es besteht dann auch die Gefahr, dass ein solches Blutgerinnsel über das Blut weggeschwemmt wird und ein Blutgefäß in der Lunge blockiert (Lungenembolie). Das Risiko eines Blutgerinnsels ist nach einer Kniearthroskopie allerdings bei ansonsten gesunden Menschen gering, denn die Betroffenen sind nach dem minimal-invasiven Eingriff schnell wieder mobil. Daher ist es wichtig zu wissen, ob Blutgerinnungshemmer zur Vorbeugung von Blutgerinnseln nach Kniespiegelungen überhaupt notwendig sind. Denn aufgrund der Wirkweise der Mittel erhöht sich grundsätzlich das Blutungsrisiko.
Die Cochrane-Autor*innen fassten Daten aus fünf Studien mit statistischen Methoden zusammen. Sie fanden keine eindeutige Evidenz dafür, dass die Anwendung von Blutgerinnungshemmern (niedermolekulares Heparin, Aspirin oder Rivaroxaban) bei gesunden Erwachsenen nach einer Kniespiegelung das ohnehin geringe Risiko der Bildung von Blutgerinnseln weiter verringern kann. Dies gilt auch für das geringe Risiko, dass ein solches Blutgerinnsel über das Blut weggeschwemmt wird und eine Lungenembolie verursacht. Blutungen traten allerdings auch nicht vermehrt auf.
Da die Gesamtzahl der Fälle von tiefen Beinvenenthrombosen und Lungenembolien gering war (in einigen Studien trat kein einziger Fall auf), ist die Evidenz eher unsicher. Denn wenn insgesamt wenig Fälle auftreten, lässt sich ein möglichicherweise vorhandener geringer Unterschied kaum feststellen. Mit oder ohne Blutgerinnungshemmer müssen Studien zufolge aber weniger als 5 von 1.000 Personen nach einer Kniearthroskopie mit einer tiefen Beinvenenthrombose rechnen.
Die Cochrane-Autor*innen sind der Meinung, dass sich weitere Studien zu diesem Thema auf Menschen mit einem erhöhten Risiko für Thrombosen (aufgrund von Risikofaktoren wie z.B. deutlichem Übergewicht, einer früheren Thrombose oder einer erblich bedingten Neigung zu Blutgerinnseln) konzentrieren sollten.