Autoren der Cochrane Common Mental Disorders Group haben kürzlich einen Cochrane Review veröffentlicht, der der Frage nachgeht, ob pharmakologische (Medikamente) und auf Naturprodukten (z.B. Nahrungsergänzungsmittel) basierende Interventionen selbstverletzendes Verhalten bei Erwachsenen verringern können. Die Autoren fanden insgesamt sieben Studien, die ihre Einschlusskriterien für den Review erfüllten. Insgesamt gibt es also bisher wenig Forschung zum Thema. Die Ergebnisse der vorhandenen Studien bezüglich der Wirksamkeit von pharmakologischen und naturstofflichen Interventionen bei selbstverletzendem Verhalten waren zudem nicht eindeutig. Deshalb können die Autoren zu diesem Zeitpunkt keine genauen Schlussfolgerungen ziehen. Mehr Studien sind ihrer Meinung nach vonnöten.
Warum ist dieser Review wichtig?
Selbstverletzendes Verhalten wie absichtliche Selbstvergiftung oder medikamentöse Überdosierung ist in vielen Ländern ein großes Problem und steht in engem Zusammenhang mit Suizid. Daher ist es wichtig, wirksame Behandlungen für gefährdete Personen zu entwickeln. Während der Einsatz von psychosozialen Interventionen bei Erwachsenen zugenommen hat, werden in der klinischen Praxis häufig medikamentöse Behandlungen eingesetzt. Aus diesem Grund ist es essentiell, mehr über deren Wirksamkeit zu erfahren.
Für wen ist diese Studie von Interesse?
Der Review adressiert Krankenhausleitungen, Gesundheitspolitik, Krankenkassen, praktizierende Ärzte und Ärztinnen, Patienten und deren Angehörige.
Welche Fragen werden im Review adressiert?
Es handelt sich bei diesem Review um die Aktualisierung eines Cochrane Reviews aus dem Jahr 2015, der wenig Evidenz für die positive Wirksamkeit einer medikamentösen Behandlung bei selbstverletzendem Verhalten aufzeigte. Diese Aktualisierung zielt darauf ab, den aktuellen Stand der Evidenz für die Wirksamkeit von Medikamenten und Naturprodukten bei selbstverletzendem Verhalten zu untersuchen.
Welche Studien wurden im Review aufgenommen?
Es wurden nur randomisierte, kontrollierte Studien in den Review einbezogen, die medikamentöse Behandlungen bei Erwachsenen mit einer Vorgeschichte von selbstverletzendem Verhalten untersucht haben.
Was sagt uns die Evidenz?
Es gibt derzeit keine eindeutige Evidenz für die Wirksamkeit von Antidepressiva, Antipsychotika, Stimmungsstabilisierern oder Naturprodukten zur Verhinderung von wiederholtem selbstverletzendem Verhalten.
Wie geht es weiter?
Die Autoren des Cochrane Reviews empfehlen, dass weitere Studien mit Medikamenten bei Patienten durchgeführt werden, die zur Selbstverletzung neigen. Solche Studien könnten auch die Kombination einer medikamentösen Behandlung mit einer psychologischen Behandlung untersuchen.