Vorbeugung von Übergewicht bei Heranwachsenden

Kinder springen über Baumstamm

Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen nehmen weltweit und auch hierzulande zu. Eine Steigerung der körperlichen Aktivität und Verbesserung der Ernährung werden als sinnvolle Präventionsmaßnahmen angesehen. Zwei aktuelle Cochrane Reviews untersuchten die Wirksamkeit dieser Maßnahmen bei Kindern und Jugendlichen.

Seit den 1980er Jahren nimmt bei Kindern und Jugendlichen Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas) zu. Liegt der Body Mass Index (BMI) zwischen 25 und 30, spricht man von Übergewicht, ab einem BMI von 30 von Adipositas. Im Jahr 2022 waren in Deutschland etwa 6 % der Kinder und Jugendlichen adipös. Es wird prognostiziert, dass im Jahr 2035 weltweit über 380 Millionen Kinder und Jugendliche stark übergewichtig sein werden. Die Weltgesundheitsorganisation sieht daher dringenden Handlungsbedarf. Besser als bereits entstandenes Übergewicht zu behandeln, wäre eine wirksame Prävention. Ob und wenn ja welche Präventionsmaßnahmen wirksam sind, untersuchen zwei aktuelle Cochrane Reviews: eines für Kinder zwischen 5 und 11, das andere für Jugendliche ab 12 Jahren.

Maßnahmen zur Vorbeugung von Übergewicht können sich auf die Ernährung, die körperliche Aktivität oder beides beziehen und auf kommunaler Ebene (z.B. in Jugendgruppen), im familiären Umfeld oder in der Schule ansetzen. Beispiele hierfür sind attraktive Spielplätze, gesundes Mittagessen in Schulen und Kitas oder Aufklärung über gesunde Ernährung. Durch die Maßnahmen sollte eine bedarfsgerechte Ernährung sichergestellt sein; Energiedefizite, die die Entwicklung der Heranwachsenden beeinträchtigen könnten, sollten vermeiden werden. 

Die Cochrane Autor*innen durchsuchten mehrere Datenbanken nach randomisierten kontrollierten Studien, die den BMI bei Kindern von 5 bis 11, sowie bei Jugendlichen von 12 bis 18 Jahren erfassten und mindestens 12 Wochen dauerten. 

In der Altersgruppe der 5- bis 11-Jährigen wurden 172 Studien mit 189.707 Kindern identifiziert, 146 Studien stammten aus einkommensstarken Ländern. Der BMI von Kindern, welche Maßnahmen zur Erhöhung der körperlichen Aktivität oder zusätzlich Maßnahmen für eine gesündere Ernährung erhielten, war - gemessen über einen Zeitraum von 9 bis 15 Monaten - wahrscheinlich niedriger als der BMI von Kindern in der Kontrollgruppe (moderate Vertrauenswürdigkeit der Evidenz). 

In der Altersgruppe der 12- bis 18-Jährigen wurden 74 Studien mit 83.407 Jugendlichen gefunden, von denen 60 Studien aus einkommensstarken Ländern stammten. In dieser Altersgruppe zeigten Maßnahmen zur Erhöhung der körperlichen Aktivität mit oder ohne zusätzliche Maßnahmen, die sich auf die Ernährung bezogen, über den Zeitraum von 3 bis 12 Monaten keine Effekte (moderate bis hohe Vertrauenswürdigkeit der Evidenz). Es fehlen allerdings Daten, um beurteilen zu können, wie effektiv in kommunalen Settings umgesetzte Maßnahmen sind.

Auch wenn die Vertrauenswürdigkeit der Datenbasis noch verbesserungswürdig ist, lässt sich bereits jetzt eine wichtige Erkenntnis gewinnen: Während bei der jüngeren Altersgruppe die Präventionsmaßnahmen anzusprechen scheinen, sind im Jugendalter kurz- und mittelfristig keine Effekte messbar. 


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