Wie kann man in Zeiten einer Pandemie die psychische Widerstandsfähigkeit (Resilienz) von Menschen in Gesundheitsberufen stärken?
Was ist "Resilienz"?
Die Arbeit an vorderster Front in Gesundheitswesen und Sozialfürsorge kann schon so ziemlich stressig sein – erst recht jedoch während einer globalen Pandemie, wie wir sie jetzt mit COVID-19 erleben. Im Laufe der Zeit kann Stress die psychische Gesundheit belasten und beispielsweise zu Depressionen und Angstzuständen führen, die sich dann wiederum negativ auf Arbeit, Familie und soziale Beziehungen auswirken. Unter Resilienz versteht man die Fähigkeit, mit Stress umzugehen und so psychische Gesundheitsprobleme zu vermeiden. Arbeitgeber im Gesundheitswesen können verschiedene Strategien (Interventionen) anwenden, um die Belastbarkeit und das psychische Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter an vorderster Front zu unterstützen. Dazu gehören arbeitsbasierte Interventionen, wie die Änderung von Abläufen und eine bessere Ausrüstung, oder Maßnahmen zur mentalen Unterstützung, wie psychologische Beratung.
Was wollten die Review-Autoren herausfinden?
Zunächst wollten sie wissen, wie wirksam solche Interventionen sind, um die Belastbarkeit und das psychische Wohlbefinden solcher „frontline healthcare professionals“ zu verbessern. Zweitens wollten die Autoren wissen, welche Faktoren die Durchführung dieser Interventionen erleichterte (Vermittler) oder erschwerte (Barrieren).
Das magere Ergebnis
Die Autoren fanden keine Belege für die Wirksamkeit verschiedener Strategien zur Unterstützung der Resilienz und der psychischen Gesundheit von „Frontmitarbeitern“ im Gesundheitswesen. Sie fanden lediglich einige wenige Hinweise auf Faktoren, die zu einer erfolgreichen Durchführung von Interventionen beitragen könnten. Um die klaffende Evidenzlücke in diesem wichtigen Thema zu schließen, braucht es dringend gut geplante und durchgeführte, aussagekräftige Studien.
"Es ist klar, dass Beschäftigte in der Gesundheitsversorgung an vorderster Front bei jeder Epidemie von Infektionskrankheiten einem enormen Stress ausgesetzt sind, und dies wirkt sich eindeutig negativ auf ihre psychische Gesundheit aus“, kommentiert die Erstautorin dieser Übersichtsarbeit, Alex Pollock von der Glasgow Caledonian University. „Trotzdem mangelt es nach wie vor an qualitativ hochwertiger Forschung darüber, wie wir die psychische Gesundheit dieser Arbeitskräfte am besten unterstützen können. Mit der COVID-19-Pandemie bietet sich die Gelegenheit für sorgfältig geplante, gut durchgeführte Forschung zu dieser Frage - ich hoffe sehr, dass solchen Studien nun Priorität eingeräumt wird. Es ist allerdings wichtig darauf hinzuweisen, dass unser Fokus auf medizinischen Fachkräften während Epidemien oder Pandemien lag. Es ist klar, dass wir den Rahmen dieses Reviews nun um Erkenntnisse aus anderen Krankheiten und Gesundheitskrisen erweitern müssen. Zudem müssen auch Evidenz zusammentragen, wie wir Menschen am besten auf die Arbeit an vorderster Front vorbereiten können. Schließlich dürfen wir nicht vergessen, dass viele der Betroffenen Mitarbeiter keine Angehörigen der Gesundheitsberufe sind - auch Handwerker und Reinigungskräfte sind in diesen Zeiten besonderen Belastungen ausgesetzt. Künftige Forschungsarbeiten sich sollten sich daher auch mit Möglichkeiten zur Unterstützung dieser Arbeitskräfte befassen".