Wie wirksam ist die kognitive Verhaltenstherapie bei älteren Erwachsenen mit Angststörungen?

Eine ältere Frau im Gespräch mit einem Psychotherapeuten

Angststörungen gehören auch bei älteren Erwachsenen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Obwohl die kognitive Verhaltenstherapie als wirksame Behandlung für Angststörungen gilt, gibt es nur wenig Evidenz, die sich speziell auf ältere Erwachsene bezieht. Ein aktueller Cochrane Review untersuchte nun die Wirksamkeit der kognitiven Verhaltenstherapie bei Erwachsenen über 55 Jahren mit Angststörungen.

Der Begriff Angststörung umfasst verschiedene Angstformen, von der Angst vor einem bestimmten Objekt (spezifische Phobie) bis zu konstanten Sorgen und Grübeleien (generalisierte Angststörung). Betroffene Menschen erleben dabei eine übermäßige Angst, Sorge und Nervosität in Situationen oder bei Tätigkeiten, die normalerweise keine Angst auslösen. Dabei treten auch körperliche Symptome wie Herzklopfen, Schweißausbrüche, Zittern, Übelkeit und Atemnot auf. Viele Betroffene versuchen daher, Situationen oder Aktivitäten zu vermeiden, in denen sie diese übermäßige und überwältigende Angst erleben. 

Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) gilt als Behandlung der ersten Wahl bei Angststörungen. Das Hauptziel dieser Therapiemethode besteht darin, sich über seine dysfunktionalen Gedanken, Einstellungen und Erwartungen klar zu werden. Langfristig sollen so Angstsymptome und Vermeidungsverhalten reduziert werden.

Während die Wirksamkeit von KVT bei Angststörungen bei Erwachsenen gut untersucht ist, werden ältere Menschen häufig von den Studien ausgeschlossen. Die Wirkung der KVT könnte sich aber aufgrund des vermehrten Vorkommens chronischer Angststörungen sowie körperlicher und kognitiver Probleme von den Ergebnissen bei jüngeren Erwachsenen unterscheiden. Aus diesem Grund untersuchte ein aktueller Cochrane Review, ob die KVT bei älteren Erwachsenen wirksamer ist als eine Minimalversorgung, die keine explizite psychologische Behandlung vorsieht. 

Dafür wurden mehrere Datenbanken nach randomisierten kontrollierten Studien durchsucht. Die Autor*innen schlossen 21 Studien mit 1234 über 55-Jährigen ein, von denen die meisten Studien Betroffene mit verschiedenen Angststörungen einschlossen. Möglicherweise führt eine KVT im Vergleich zu einer minimalen Versorgung zu einer leichten bis moderaten Verringerung der Angstsymptome – erhoben unmittelbar am Ende der Behandlung (Vertrauenswürdigkeit der Evidenz: niedrig). Sechs Monate später war dieser Unterschied jedoch nicht mehr vorhanden. Darüber hinaus erhöht eine KVT wahrscheinlich leicht das psychische Wohlbefinden am Ende der Behandlung (Vertrauenswürdigkeit der Evidenz: moderat). Es gibt keine ausreichende Evidenz dazu, ob eine KVT zu einer vollständigen Genesung führt. 

Bei älteren Erwachsenen zeigte die KVT kleine Effekte. Ob es Unterschiede in der Wirksamkeit im Vergleich zu jüngeren Erwachsenen gibt, kann aus dem Review nicht abgeleitet werden.


Zum Cochrane Review Wirkt die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) bei älteren Erwachsenen mit Angststörungen besser als eine Minimalversorgung oder andere psychologische Therapien?