Cochrane ist ein internationales Forschungsnetzwerk, das seit über 30 Jahren systematische Übersichtsarbeiten („Cochrane Reviews“) produziert. Diese Übersichtsarbeiten fassen den aktuellen Wissensstand der Forschung zu Fragestellungen aus Medizin und Gesundheit zusammen und bewerten die Belastbarkeit der zugrundeliegenden Studienergebnisse. Damit bilden Cochrane Reviews eine zentrale Grundlage der evidenzbasierten Medizin.
Mehr denn je prasseln heute Schlagzeilen nach dem Schema „Die Wissenschaft hat festgestellt…“ auf uns ein, auch und gerade zu Gesundheitsfragen. Doch welche Meldungen in Medien und Internet sind wissenschaftlich fundiert, welche übertrieben oder gar „Fake News“?
In diesem Informationsdschungel Orientierung zu geben, ist die Hauptaufgabe der systematischen Übersichtsarbeiten von Cochrane. Für einen Cochrane Review sichten die Autor*innen zunächst sämtliche verfügbare Evidenz zu einer konkreten Fragestellung, z. B. „Wirkt Therapie A bei Krankheit B besser als eine Scheinbehandlung (Placebo)?“ Dann bewerten sie die Studienergebnisse nach den strengen Kriterien der weltweit als Goldstandard anerkannten Methodik von Cochrane und fassen sie in einer systematischen Übersichtsarbeit zusammen, die über die Cochrane Library weltweit zugänglich ist.
Tatsächlich beruhen viele medizinische Leitlinien für Ärzt*innen und andere Nutzer*innen aus dem Gesundheitswesen auf den Evidenzsynthesen von Cochrane. Aber auch Patient*innen und interessierte Laien können sich hier informieren, insbesondere in den laienverständlichen Kurzzusammenfassungen, die jeder Cochrane Review enthält.
Über die Produktion von systematischen Reviews hinaus setzt sich Cochrane aber auch politisch für die verstärkte Nutzung von Evidenz ein (Advocacy) und engagiert sich gesellschaftlich für eine bessere Gesundheitskompetenz und das dafür nötige wissenschaftliche Grundverständnis.
Seit 1999 vertreten wir Cochrane in Deutschland. Cochrane Deutschland hat als nationales Zentrum vor allem die Aufgabe, die in den Cochrane Reviews zusammengefasste Evidenz allgemein zugänglich zu machen und sich für ihre Nutzung einzusetzen. Zudem unterstützen wir Autor*innen bei der Erstellung von systematischen Übersichtsarbeiten, beispielsweise durch eine Vielzahl von Workshop-Angeboten.
Die Erstellung von systematischen Reviews liegt in erster Linie im Zuständigkeitsbereich der Cochrane Review Groups, von denen zwei in Deutschland angesiedelt sind: Die Gruppe für "Haematological Malignancies" an der Uniklinik Köln und die Gruppe für "Endocrine and Metabolic Disorders" an der Uniklinik Düsseldorf. Aktuell entwickelt Cochrane die Strukturen zur Erstellung von Evidenzsynthesen weiter. In Zukunft werden Evidence Synthesis Units (ESUs) als kollaborative, themenübergreifende Forschungsgruppen eine entscheidende Rolle bei der Bereitstellung vertrauenswürdiger Evidenz von Cochrane spielen. Eine von fünf derzeit gegründeten ESUs befindet sich in Deutschland unter der Leitung von Nicole Skoetz.
Im Oktober 2017 ging das Cochrane Deutschland Zentrum als zentrale Einrichtung des Universitätsklinikums Freiburg auf Initiative des langjährigen Gründungsdirektors Gerd Antes schließlich in eine unabhängige und gemeinnützige Stiftung über, die Cochrane Deutschland Stiftung (CDS). Sie wird durch das Bundesministerium für Gesundheit sowie das Universitätsklinikum Freiburg gefördert. Grundlage für die Fortführung von Cochrane Deutschland war ein Gutachten des Beratungsunternehmens Prognos aus dem Jahr 2014.
Weitere Informationen zum internationalen Cochrane-Netzwerk erhalten Sie unter www.cochrane.org.